Rochusfriedhof

5/5 - (3 votes)
Die steinernen Gräber auf dem Rochusfriedhof, Foto: Gerd Eichmann, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die einzigartigen Bronzeepitaphien, Foto: Janericloebe, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Der Rochusfriedhof Nürnberg

Der Rochusfriedhof in Nürnberg ist ein kirchlicher Friedhof im Stadtteil Gostenhof. Auf einer Fläche von rund 1,1 Hektar befinden sich rund 3000 Gräber. Er beherbergt historisch und künstlerisch wertvolle Bronzeepitaphien sowie bedeutende Grabstätten der Nürnberger Bevölkerung aus über fünf Jahrhunderten. Du findest hier die Gräber aus historischen Sandsteinen, die den vorgeschriebenen Maßen von drei auf sechs Werkschuh (84 cm x 167 cm) entsprechen. Besonders auffällig sind die Darstellungen der für die Lorenzer Stadtseite typischen Handwerksberufe in den Epitaphien, die die Handwerksgeräte und -zeichen abbilden. Über 90 verschiedene Berufe sind in den Grabinschriften verewigt. Hier wurde unter anderem der Nürnberger Bleistift-Baron Staedtler begraben. Er ist ein aktiver Friedhof und steht unter Denkmalschutz. Der Friedhof in Gostenhof wird von der Stadt Nürnberg und der Evangelisch-Lutherischen Friedhofsverwaltung verwaltet. Der Friedhof wurde im Jahr 1518 außerhalb der Stadtmauern gegründet, nachdem die hygienischen Zustände auf den Kirchhöfen innerhalb der Stadt untragbar geworden waren. 1519 erfolgte die Einweihung des Friedhofs. Er diente bis zur Eröffnung des Centralfriedhofs (seit 1904 Westfriedhof) 1880 und des Südfriedhofs 1913 als Hauptbestattungsplatz für die Nürnberger Bevölkerung. Der Rochusfriedhof ist neben dem Johannisfriedhof einer der meistbesuchten Friedhöfe Nürnbergs. Sogar Touristen kommen, um einen der außergewöhnlichen Friedhöfe zu besuchen.

Wissenswert und Sehenswert

Die Rochuskapelle auf dem Friedhof wurde zwischen 1520 und 1521 gestiftet und ist dem Pesthelfer Rochus von Montpellier geweiht. Die Kapelle wurde nach Plänen von Hans Beheim dem Älteren errichtet. Die originalen farbigen Glasfenster, geschaffen von der Nürnberger Hirsvogel-Werkstatt, sind noch weitgehend erhalten. Der Friedhof ist bekannt für seine kunsthandwerklichen Bronzeepitaphien. Diese Kunstfertigkeit wurde 2018 in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Epitaphien geben nicht nur Einblick in das Leben und die Tätigkeiten sozial privilegierter Personen, sondern spiegeln auch die Vielfalt der Berufe und die materielle Kultur wider. Handwerker zeigen sich oft mit ihren Werkzeugen oder Produkten, was wichtige Einblicke in die Handwerksgeschichte gibt. Die Epitaphien sind auch Quellen für Sozial-, Mentalitäts- und Kunstgeschichte.

Trotz der historischen Bedeutung der Epitaphien sind viele von ihnen durch Kriegseinwirkungen, Vandalismus oder Materialschäden gefährdet. Eine systematische Bestandsaufnahme dieser Epitaphien steht noch aus. Es gibt jedoch Bemühungen von Vereinen und Stiftungen, den Erhalt dieser kulturellen Schätze zu sichern. Auf dem Rochusfriedhof befinden sich Gräber bedeutender Persönlichkeiten wie Peter Vischer dem Älteren, Franz Schmidt und dem Komponisten Johann Pachelbel und Friedrich Staedtler. Friedrich Staedtler war Bleistiftmacher und gilt als Erfinder des holzgefassten Bleistifts aus Grafit. Staedtler begann in den frühen 1660er Jahren damit, Bleistifte herzustellen und zu verkaufen, obwohl dies gegen den ausdrücklichen Wunsch des Rates der Stadt Nürnberg war. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten erlangte Staedtler wirtschaftlichen Erfolg und erhielt 1675 schließlich das Nürnberger Bürgerrecht als Anerkennung seiner Leistung. Bis zu seinem Tod im Jahr 1688 produzierte er weiterhin Bleistifte und führte den Berufstitel „Bleiweißschmelzer und Steftmacher“.

Häufige Fragen zum Rochusfriedhof

Was ist der Rochusfriedhof?

Der Rochusfriedhof ist ein historischer Friedhof in Nürnberg, Deutschland. Er befindet sich im Stadtteil Gostenhof und ist für seine kulturelle Bedeutung und historischen Grabstätten bekannt. Der Friedhof ist ein kirchlicher Begräbnisplatz und hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.
Der Friedhof beherbergt historisch und künstlerisch wertvolle Bronzeepitaphien sowie Grablegen der Nürnberger Bevölkerung aus mehr als fünf Jahrhunderten. Viele der Gräber sind mit kunstvollen Grabsteinen und liegenden Epitaphien gestaltet, die Einblicke in das Leben und die Tätigkeiten der Verstorbenen geben.
Die Rochuskapelle, die sich auf dem Friedhof befindet, wurde zwischen 1520 und 1521 erbaut und ist dem Pesthelfer Rochus von Montpellier gewidmet. Die Kapelle gilt als architektonisches und künstlerisches Juwel und beherbergt bemerkenswerte Glasfenster, die aus der Nürnberger Hirsvogel-Werkstatt stammen.
Der Rochusfriedhof hat auch einige Gräber prominenter Persönlichkeiten wie Peter Vischer dem Älteren, Franz Schmidt und dem Komponisten Johann Pachelbel. Der Friedhof ist ein geschütztes Kulturerbe und wird von der Stadt Nürnberg und der Evangelisch-Lutherischen Friedhofsverwaltung verwaltet.

Wer ist auf dem Rochusfriedhof begraben?

Auf dem Rochusfriedhof in Nürnberg sind verschiedene bedeutende Persönlichkeiten begraben, darunter:
Peter Vischer der Ältere: Ein bekannter Bildhauer des späten Mittelalters, bekannt für seine Arbeit an der Sebaldusgrabmalgruppe in der Sebalduskirche.
Franz Schmidt: Ein Henker, der für seine präzisen Enthauptungen und seine Aufzeichnungen über seine Tätigkeit als Scharfrichter bekannt war.
Johann Pachelbel: Ein berühmter Komponist des Barockzeitalters, besonders bekannt für sein Werk „Kanon in D-Dur“.
Salomon Schweigger: Ein evangelischer Pfarrer und Orientreisender, berühmt für seine Reiseberichte, darunter die „Newe Reyßbeschreibung auß Teutschland nach Constantinopel“ (1608) und die erste deutschsprachige Koranübersetzung (1616).
Elisabeth Krauß: Auch als „Mutter der Armen und Waisen“ bekannt. Ursprünglich eine einfache Dienstmagd, die durch ihre Ehe mit dem Nürnberger Händler Konrad Krauß zur Wohltäterin wurde und mehrere Stiftungen gründete.
Friedrich Staedtler: Ein Bleistiftmacher aus Nürnberg, bekannt als „Bleiweißstiftmacher“. Er war einer der ersten Bleistiftmacher Deutschlands und produzierte gegen den Willen des Nürnberger Rats Bleistifte aus Grafit.
Der Friedhof beherbergt zudem viele weitere Gräber von historischer und kultureller Bedeutung für die Nürnberger Bevölkerung aus verschiedenen Epochen.

Finden auf dem Rochusfriedhof heute noch Begräbnisse statt?

Ja, auf dem Rochusfriedhof in Nürnberg finden auch heute noch Begräbnisse statt. Obwohl er historisch und kulturell bedeutsam ist, wird der Friedhof weiterhin für Beerdigungen genutzt.

Kann man den Rochusfriedhof besuchen?

Ja, der Rochusfriedhof in Nürnberg ist öffentlich zugänglich und kann von Besuchern besichtigt werden. Der Friedhof ist ein historisch und künstlerisch interessanter Ort mit bedeutenden Epitaphien und Gräbern aus verschiedenen Jahrhunderten.

Wie sind die Öffnungszeiten?

Die Öffnungszeiten des Rochusfriedhofs in Nürnberg sind:
– April bis September: 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr
– Oktober bis März: 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr
– Vom 6. Dezember bis 6. Januar: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Kostet der Rochusfriedhof Eintritt?

Nein, der Rochusfriedhof in Nürnberg ist öffentlich zugänglich und der Eintritt ist kostenfrei. Du kannst den Friedhof besuchen, um die historischen und künstlerischen Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Welchen Bezug hat der Rochusfriedhof Nürnberg zu Italien?

Der Rochusfriedhof in Nürnberg und speziell die Rochuskapelle, die 1521 erbaut wurde und dem heiligen Rochus von Montpellier gewidmet ist, hat eine Verbindung zu Italien über die Verehrung des Rochus von Montpellier.
Im frühen 16. Jahrhundert war die Verehrung des Heiligen Rochus von Montpellier in Italien sehr beliebt und verbreitet. Diese Verehrung gelangte durch die Handelsbeziehungen der Familie Imhoff über die Alpen nach Deutschland und fand so ihren Weg zur Kapelle auf dem Rochusfriedhof in Nürnberg.
Die Familie Imhoff, eine angesehene Patrizierfamilie aus Nürnberg, unterhielt enge Handelsbeziehungen und Verbindungen nach Italien (sehenswert in Italien: Schiefer Turm von Pisa, Montiggler See, Lago di Tenno). Durch ihre Handelsaktivitäten und den Austausch von Waren zwischen Deutschland und Italien brachten sie nicht nur Güter, sondern auch kulturelle Einflüsse und religiöse Praktiken über die Alpen.

Rochusfriedhof oder Johannisfriedhof?

Beide Friedhöfe sind in Nürnberg, der Rochusfriedhof und der Johannisfriedhof. Sie haben ihre eigene Geschichte und Bedeutung.
Der Johannisfriedhof ist größer und älter als der Rochusfriedhof. Er ist bekannt für seine historischen Epitaphien aus Bronze, die künstlerisch wertvoll sind. Viele berühmte Persönlichkeiten sind auf dem Johannisfriedhof begraben, darunter Albrecht Dürer und andere bedeutende Künstler, Wissenschaftler und Persönlichkeiten aus Nürnberg.
Der Rochusfriedhof ist kleiner, aber dennoch historisch und kulturell bedeutsam. Er beherbergt ebenfalls künstlerisch wertvolle Grabmäler und ist für seine Bronzeepitaphien bekannt. Hier sind Persönlichkeiten wie Peter Vischer der Ältere, Franz Schmidt und Johann Pachelbel begraben.
Beide Friedhöfe haben ihre eigenen einzigartigen Merkmale und sind historisch bedeutend für Nürnberg. Die Entscheidung, welchen Friedhof man besucht, hängt von den persönlichen Interessen und der historischen Neugier ab. Der Johannisfriedhof ist der Bekanntere und öfter besucht – alleine schon wegen des Dürergrabs. Der Rochusfriedhof ist definitiv ein Geheimtipp für Nürnberg Besucher.
–> Johannisfriedhof

Weiterführende Links

Teile es für deine Freunde - oder merke es dir auf Pinterest, per Email oder WhatsApp::